Die Environmental Product Declaration, kurz EPD, entwickelt sich zunehmend zu einem strategischen Instrument. Was in der Bauindustrie begann, erreicht nun auch vorgelagerte Branchen – allen voran die Chemieindustrie. Gerade hier gilt: EPDs erhöhen die Sichtbarkeit am Markt und tragen maßgeblich zur Wettbewerbsfähigkeit bei. In diesem Beitrag erfahren Sie, warum sich Chemieunternehmen in Deutschland und Europa jetzt mit EPDs beschäftigen sollten — und wie sie durch vorausschauendes Handeln profitieren können.

 

 


Was ist eine EPD – und warum ist sie relevant?
 

Eine EPD – auch Umweltproduktdeklaration – ist ein standardisiertes Umweltprofil eines Produkts. Sie basiert auf einer Lebenszyklusanalyse (LCA) und beschreibt die Umweltauswirkungen entlang des gesamten Produktlebenszyklus objektiv und transparent – von der Rohstoffgewinnung über die Produktion und Nutzung bis zur Entsorgung. Im Unterschied zum Product Carbon Footprint (PCF) betrachtet eine EPD nicht nur CO2-Emissionen, sondern auch weitere Umweltfaktoren wie Energie- und Wasserverbrauch, Ozonabbaupotenzial oder Recyclingfähigkeit. Die modulare Struktur von EPDs ermöglicht es die Umweltwirkungen von Produkten auch auf höherer Ebene zu aggregieren z. B. zur Bewertung ganzer Gebäude. EPDs werden nach internationalen Normen wie der EN 15804, ISO 14040/44 und der ISO 14025 erstellt, von unabhängigen Stellen verifiziert und über anerkannte EPD-Programme veröffentlicht.

 

 

Warum die Bauindustrie EPDs schon heute einsetzt

In der Bauindustrie in Deutschland und Europa haben sich EPDs in vielen Bereichen etabliert, insbesondere dort, wo sie in Ausschreibungen, Gebäudezertifizierungen (z. B. DGNB, LEED, QNG) für Produktvergleiche, Nachhaltigkeitsbewertungen und Fördermittelanträge eine zentrale Rolle spielen.

Mit dem Inkrafttreten der neuen Bauproduktverordnung (CPR 2024/3110) am 7.Januar 2025 werden zeitlich gestaffelt verpflichtende Umweltindikatoren für das Inverkehrbringen von Bauprodukten in der EU eingeführt.

EPDs dienen dabei als transparente und standardisierte Informationsquelle für Industriekunden, Architekten, Bauherren, Behörden und Zertifizierungsstellen. Doch die Nachfrage nach EPDs endet nicht beim Endprodukt: Sie verlagert sich zunehmend in vorgelagerte Branchen entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

EPDs rücken auch für die Chemieindustrie in den Fokus

Die Chemieindustrie liefert essenzielle Vorprodukte für nahezu alle Branchen – von Kunststoffen über Lacke bis hin zu Klebstoffen. Wenn Kunden aus der Bauindustrie EPDs benötigen, müssen Sie sich über die Umweltprofile ihrer Produkte bewusst sein. Das bedeutet: Lieferanten aus der Chemieindustrie werden zunehmend dazu aufgefordert, transparente Umweltinformationen bereitzustellen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Dieser Marktdruck setzt auch Unternehmen unter Zugzwang, die bislang keine EPDs erstellt haben. Wer hingegen frühzeitig handelt, kann sich als nachhaltiger Partner positionieren und neue Marktchancen erschließen.

Strategische Vorteile für Chemieunternehmen

EPDs bieten zahlreiche strategische Chancen:

Wettbewerbsvorteil: Unternehmen mit EPDs können sich bei nachhaltigkeitsorientierten Kunden besser positionieren.

Prozessoptimierung: Die Erstellung einer EPD fördert die Analyse und Optimierung von Produktionsprozessen.

Compliance: Die EU-Taxonomie, das EU-Lieferkettengesetz (CSDDD) und die Bauproduktverordnung verlangen zunehmend Umwelttransparenz.

Transparenz: Geprüfte Ergebnisse stärken die Glaubwürdigkeit und damit das Vertrauen von Stakeholdern und Investoren.

Option verifizierter PCF: Unternehmen können zusätzlich einen verifizierten Product Carbon Footprint (PCF) auf Basis der EPD-Ergebnisse erhalten.

EPDs in der Praxis: Herausforderungen und Lösungsansätze

Die Erstellung einer EPD ist komplex und anspruchsvoll: Sie erfordert umfangreiche Daten über Rohstoffe, Herstellungsprozesse, Transportwege, Nutzung und Entsorgung. Die Anforderungen und erfassten Umweltwirkungen einer EPD gehen dabei über den Umfang von Branchenstandards hinaus – wie etwa der Together for Sustainability (TfS) PCF Guideline. Viele Chemieunternehmen stehen vor der Herausforderungen, dass sie noch nicht über die nötige Dateninfrastruktur und internes Know-how zur eigenständigen Erstellung einer EPD verfügen. Hier können Partnerschaften mit LCA-Dienstleistern, Branchenverbänden oder digitalen Plattformen gezielt unterstützen.

Ein weiterer Lösungsansatz ist die Gruppenbildung von EPDs: Anstatt für jedes Produkt eine eigene EPD zu erstellen, können Unternehmen EPDs auf Basis von Produktgruppen bilden, um den Aufwand zu reduzieren und den Einstieg zu beschleunigen.

Fazit: Jetzt handeln – bevor der Druck zunimmt

Was als Marktanforderung in der Bauindustrie begann, wird entlang der gesamten Wertschöpfungskette zunehmend zur Norm.

Der Druck aus nachgelagerten Branchen wächst – und mit ihm die regulatorischen Anforderungen. Chemieunternehmen, die jetzt in EPDs investieren, sichern nicht nur ihre Wettbewerbsfähigkeit, sondern gestalten die Transformation der Industrie aktiv mit. Gleichzeitig stärken sie das Vertrauen von Kunden und Partnern.

Unsere Nachhaltigkeitsexperten unterstützen Sie dabei, den passenden Weg für Ihr Unternehmen zu finden, relevante Anforderungen und Standards abzugleichen – und begleiten Sie bei der Erstellung Ihrer EPD(s). Sprechen Sie uns gerne an.

Harald Eisele

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Harald Eisele

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Als Sustainability Consultant unterstütze ich Unternehmen seit fünf Jahren in der Nachhaltigkeitsbewertung auf Produkt- und Organisationsebene. Mich begeistert, wie sich mit wissenschaftlichen Methoden der ökologische Fußabdruck von Unternehmen und Produkten ermitteln lässt. Während meines Bachelors in BWL an der Universität Augsburg und meines Masters in Bioökonomie an der Universität Hohenheim lag mein Fokus auf Nachhaltigkeit und Quantitativen Analysen. Zudem erwarb ich Kenntnisse im Umweltmanagement und der Ökobilanzierung. Meine Expertise umfasst die Erstellung von EPDs, LCAs, CO₂-Bilanzen sowie Dekarbonisierungsstrategien, insbesondere in der Bauwirtschaft, der Metall- und Kunststoffverarbeitung und der Prozessindustrie. Es fasziniert mich, wie Datenanalysen helfen, Effizienzpotenziale sichtbar zu machen und Nachhaltigkeit in die Praxis zu übersetzen. Seit 2025 bringe ich meine Erfahrung bei EurA ein, um Unternehmen auf ihrem Weg zur nachhaltigen Transformation zu begleiten.
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