EcoVadis? „Das ist doch dieser Fragebogen, den man mal eben zwischen zwei Meetings ausfüllt und am Ende gibt's garantiert eine Goldmedaille?!“ Oder auch: der Moment, in dem Unternehmen erkennen, dass echte Nachhaltigkeit nicht mit drei PDF-Dateien erledigt ist. Denn die Ecovadis-Nachhaltigkeitsbewertung prüft nicht nur, ob Sie etwas tun – sondern wie: geplant, dokumentiert, gesteuert, überprüft und im besten Fall sogar beurkundet. Klingt aufwendig? Ist es auch. Aber der Aufwand zahlt sich aus. Warum – und wie Sie dabei sogar wirtschaftlich profitieren, erfahren Sie hier.
Warum EcoVadis mehr ist als ein Fragebogen
Wenn Sie denken, EcoVadis sei nur digitaler Papierkram dann sind Sie genau die Zielgruppe dieses Beitrags. Denn zwischen Scorecard, Medaille und Maßnahmenbericht liegt eine kleine Welt aus Strategien, Richtlinien und Prozesslogik. Klingt trocken? Vielleicht. Aber wer's richtig macht, punktet doppelt – beim Score und im Geschäft. Ein gutes EcoVadis-Rating ist heute weit mehr als ein grünes Häkchen im Lieferantenportal. Es ist zu einem strategischen Kompass geworden: für Innovationsfähigkeit, Zukunftssicherheit – und wachsende Anforderungen aus Politik, Kundenbeziehungen und Kapitalmarkt.
Doch viele Unternehmen schöpfen ihr Potenzial nicht aus: Maßnahmen sind vorhanden, aber nicht dokumentiert. Ziele existieren, aber sind nicht messbar. Und die Verbindung zur Wirtschaftlichkeit bleibt oft unerzählt.
In diesem Beitrag zeigen wir Ihnen anhand drei zentraler Tipps wie Sie Ihr EcoVadis-Rating gezielt verbessern – und ökonomische Vorteile nutzen.
Was ist EcoVadis?
EcoVadis ist ein internationales Bewertungssystem für Nachhaltigkeit in Unternehmen. Bewertet werden bis zu 21 Nachhaltigkeitskriterien aufgeteilt auf vier Themenbereiche:
Die Bewertung basiert auf sieben Management-Indikatoren (u. a. Richtlinien, Maßnahmen, Berichterstattung, Zertifikate) und erfolgt auf einer Skala von 0 bis 100 Punkten. Je nach Score erhalten Unternehmen eine Medaille: keine, Bronze, Silber, Gold oder Platin (Top 1 %). Der EcoVadis-Score dient dabei als Orientierung für Geschäftspartner – besonders in globalen Lieferketten.
Tipp 1: Maßnahmen sichtbar und dokumentiert umsetzen
Wo Unternehmen oft Punkte verlieren
Viele Unternehmen setzen Nachhaltigkeitsmaßnahmen um, weisen sie aber nicht belegbar nach – oder verwechseln Maßnahmen mit Richtlinien.
Typische Schwächen:
Es wird eine Maßnahme erwähnt („wir haben ein Notfallmanagement“), aber kein Dokument mit Beschreibung, Funktion und Geltungsbereich vorgelegt.
Maßnahmen sind zu allgemein formuliert („wir führen Schulungen durch“) ohne konkrete Bezugnahme auf ein Nachhaltigkeitsthema.
Nur ein Teil der aktivierten Themen wird durch Maßnahmen abgedeckt – so bleiben wertvolle Punkte liegen.
Wie sich das Rating hier verbessern lässt
EcoVadis definiert eine Maßnahme als konkrete Aktion, mit der ein Unternehmen seine Richtlinien, Verpflichtungen und Ziele operationalisiert. Bewertet werden:
Wie viele relevante Nachhaltigkeitsthemen durch Maßnahmen abgedeckt werden
Ob ein belastbarer Nachweis vorliegt (z. B. Prozessbeschreibung, Notfallplan, Verfahrensrichtlinie)
Ob die Maßnahme zur Unternehmensebene passt (Betrieb, Gruppe, Einrichtung)
Fachliche Lösungsmöglichkeiten:
Aufbau eines systematischen Maßnahmendossiers pro Nachhaltigkeitsthema (Umwelt, HR, Ethik, etc.)
Nutzung bestehender Verfahrensanweisungen oder ISO-Dokumente mit Nachhaltigkeitsbezug (z. B. Verfahren zu Notfällen, Auditberichte)
Maßnahmen sollten gezielt den aktivierten Nachhaltigkeitsthemen Ihres EcoVadis-Branchenprofils zugeordnet und belegbar dokumentiert sein
ROI – Warum dokumentierte Maßnahmen wirtschaftlich sinnvoll sind
Wenn Sie es nicht dokumentieren, existiert es für EcoVadis nicht – und für Ihre Kunden oft auch nicht, egal ob intern oder extern.
☑️ Transparenz für alle Beteiligten Wenn Maßnahmen dokumentiert sind, können sie intern gesteuert und bei Bedarf einfach nachgewiesen werden.
☑️ Prozesseffizienz verbessern Gut dokumentierte Prozesse mit klaren Zuständigkeiten reduzieren Reibungsverluste und minimieren den Zeitaufwand bei Nachfragen.
☑️ Bessere Wahrnehmung bei Kunden und Auditoren Ob EcoVadis, Kundenbewertung oder ISO-Audit – dokumentierte Maßnahmen zahlen direkt auf Ihre Bewertung ein.
Tipp 2: Richtlinien und Ziele – konkret, messbar, nachvollziehbar
Wo Unternehmen oft Punkte verlieren
Viele Unternehmen haben Nachhaltigkeitsrichtlinien – aber diese erfüllen nicht die EcoVadis-Anforderungen.
Typische Schwächen:
Nur allgemeine Absichtserklärungen, keine konkreten Ziele
Fehlende Quantifizierung
Keine klare Verantwortlichkeit oder Gültigkeit
Nicht dokumentiert in zugänglichen, formellen Unternehmensdokumenten
Auch bei Gruppenunternehmen wird häufig übersehen: Konzernrichtlinien werden anerkannt, müssen aber zur Bewertungsebene passen (z. B. Werk, Tochtergesellschaft).
Wie sich das Rating hier verbessern lässt
EcoVadis bewertet Richtlinien und die darin enthaltenen Ziele anhand von drei zentralen Dimensionen:
Entscheidend ist der Zieltyp. Allgemeine Grundsätze bilden dabei das Einstiegsniveau. Qualitative Ziele – etwa „Wir minimieren Abfälle“ – bringen eine mittlere Bewertung. Für die maximale Punktzahl sind jedoch quantitative Ziele erforderlich.
Bewertet wird, wie viele der aktivierten Nachhaltigkeitskriterien durch Richtlinien abgedeckt werden. Welche Themen in Ihrem Fall besonders relevant sind, ergibt sich aus dem EcoVadis-Branchenrisikoprofil – z. B. Umwelt, Menschenrechte oder Ethik.
Die formale Qualität der Richtlinie spielt eine zentrale Rolle. EcoVadis erwartet • klar definierte Verantwortlichkeiten, • eine vorgesehene regelmäßige Überprüfung, • und einen eindeutig beschriebenen Geltungsbereich, also z. B. für welche Standorte oder Gesellschaften die Richtlinie gilt.
Fachliche Lösungsmöglichkeiten:
Erstellung oder Überarbeitung von Nachhaltigkeitsrichtlinien mit • quantifizierten Zielen (z. B. „30 % weniger Energieverbrauch bis 2028“) • dokumentierter Überprüfung (z. B. via KPI oder Audit) • formaler Verankerung (Signatur, Gültigkeitsdauer, Zielgruppen)
Abdeckung aller aktivierten Nachhaltigkeitskriterien durch jeweils eine themenspezifische Richtlinie
ROI – Warum gut dokumentierte Ziele wirtschaftlich sinnvoll sind
Unsere Bank will keine Visionen – sie will Kennzahlen.
☑️ Strategiefähigkeit erhöhen Klare, quantifizierte Ziele ermöglichen eine gezielte Ressourcenplanung und verbessern die interne Steuerbarkeit.
☑️ Förderfähigkeit sichern Viele öffentliche Förderprogramme verlangen formalisierte Zielsysteme – besonders im Klima- und Transformationsbereich.
☑️ Vertrauen bei Investoren und Banken stärken Messbare ESG-Ziele wirken glaubwürdig und reduzieren wahrgenommene Geschäftsrisiken – ein echter Pluspunkt in Finanzierungsgesprächen.
Tipp 3: Reporting professionalisieren – strukturiert, vergleichbar, glaubwürdig
Wo Unternehmen oft Punkte verlieren
Ein Nachhaltigkeitsbericht ist kein Hochglanz-PDF mit freundlichem Vorwort – zumindest nicht für EcoVadis. Was zählt, sind Daten, Tiefe und Vergleichbarkeit. Hier hapert es oft:
Zu geringe Abdeckung: Es wird nur ein Teil des Unternehmens berichtet – z. B. der Hauptsitz statt aller Standorte.
Zahlen ohne Aussagekraft: Es fehlen klare Einheiten und Bezugsgrößen – etwa „kWh pro Produkt“ oder „THG-Ausstoß pro Tonne“.
Veraltete oder intransparente Berichte: Die Daten sind älter als zwei Jahre oder für Stakeholder nicht zugänglich.
Kein Bezug zu Standards: Es fehlt der methodische Rahmen – z. B. nach GRI, SASB oder ESRS – oder eine externe Verifizierung.
Kurz: Ohne Struktur, Standards und Sichtbarkeit wird Reporting schnell zur Fleißarbeit mit wenigWirkung.
Wie sich das Rating hier verbessern lässt
EcoVadis bewertet den Indikator „Berichterstattung“ anhand der folgenden Kriterien:
Aktualität: Die berichteten Daten dürfen nicht älter als zwei Kalenderjahre sein.
Formale Qualität: EcoVadis erwartet eindeutige Angaben zu Messgrößen, Bezugsgrößen und Berichtsjahr – z. B. „kWh pro Produktionseinheit im Jahr 2023“.
Transparenz: Der Bericht sollte öffentlich einsehbar sein oder Stakeholdern auf Anfrage zur Verfügung stehen.
Zuverlässigkeit: Maximale Punkte gibt es für extern geprüfte oder verifizierte Berichte, z. B. mit Audit- oder Assurance-Nachweis.
Vergleichbarkeit: Eine Darstellung über mehrere Jahre ermöglicht es, Entwicklungen nachvollziehbar zu machen – und stärkt die Aussagekraft.
Abdeckung: Der Bericht muss mindestens 80 % der Organisation abdecken. Für Themen wie Energie und Treibhausgase gelten 95 % als Richtwert.
Standardkonformität: Berichte nach GRI, SASB oder ESRS schneiden besser ab – und zeigen methodische Sorgfalt.
Fachliche Lösungsmöglichkeiten:
Erstellung eines formalen ESG-Reports, konform zu GRI/SASB/ESRS
Einführung eines KPI-Monitoringsystems (z. B. für THG-Emissionen, Energie, Arbeitsschutz)
Veröffentlichung des Reports auf der Unternehmens-Webseite, ggf. auf Anfrage
Bei KMU: Auftakt mithilfe eines internen Berichtes und schrittweiser Ausbau Richtung Standardkonformität
ROI – Warum strukturiertes Reporting wirtschaftlich sinnvoll ist
Ein fundierter Nachhaltigkeitsbericht zeigt nicht nur Verantwortung – er demonstriert Steuerungskompetenz.
☑️ Kapitalmarktfähigkeit stärken Investoren und Banken bevorzugen Unternehmen mit belastbaren ESG-Daten – besonders bei Kreditvergabe, Ratings und Ausschreibungen.
☑️ Audit-Resilienz erhöhen Ob LkSG, CSRD oder Kundenanforderung – ein gutes Reporting reduziert Prüfaufwand und schützt vor Reputationsrisiken.
☑️ Nachhaltigkeit steuerbar machen Ein systematisches Reporting macht Fortschritte messbar – und ermöglicht zielgerichtete Steuerung statt Aktionismus.
Fazit: EcoVadis – wenn Nachhaltigkeit auf den ROI einzahlt
EcoVadis ist mehr als nur eine Nachhaltigkeitsbewertung. Richtig genutzt, wird es zum strategischen Werkzeug für Steuerung, Wirkung – und wirtschaftlichen Mehrwert. Wer die Bewertung systematisch verbessert, erzielt nicht nur Punkte, sondern reale messbare Vorteile:
Wer seine Nachhaltigkeit belegen kann, gewinnt Kunden und Aufträge.
Wer klare Kennzahlen liefert, senkt Risiken und überzeugt Banken, Fördergeber sowie Auditoren.
Klare Prozesse und Zuständigkeiten reduzieren Aufwand und schaffen Umsetzungssicherheit.
Transparente Nachhaltigkeitsleistung schafft Resilienz und stärkt die Wettbewerbsposition.
Viele Unternehmen haben bereits Maßnahmen ergriffen, Ziele festgelegt und Daten gesammelt. Nur fehlt oft die Form, die EcoVadis sehen will. Wir zeigen, wie sich Nachhaltigkeitsleistung so darstellen lässt, dass sie Wirkung zeigt – im Rating und bei Geschäftspartnern. Denn oft braucht es keine großen Sprünge, sondern gezielte, nachvollziehbare Schritte mit messbarem Nutzen: für Ihren EcoVadis-Score, Ihre Strategie und Ihren wirtschaftlichen Erfolg.
Wie EurA Sie unterstützen kann
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Breites Portfolio für Ihren Nachhaltigkeitserfolg:
Individuelle Erstberatung
Förderpotenzialanalysen
Carbon Footprints für Produkte und Unternehmen
Transformationspläne zur Klimaneutralität
Ökobilanzierung (LCA)
Critical Reviews und EPDs
Lebenszykluskostenanalyse (LCC)
Nachhaltigkeitsstrategie und -berichte
Nachhaltige Finanzierungslösungen
Schulungen und Workshops
Text: Moritz Eger
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Seit 2018 bin ich bei EurA als Nachhaltigkeitsberaterin tätig und verantworte seit 2020 den Dienstleistungsbereich mit derzeit 12 Mitarbeitenden. Parallel leite ich unsere seit 2024 akkreditierte Prüfstelle für Treibhausgasbilanzen und unterstütze als GHG-Gutachterin (EU Innovation Fund) sowie Expertin bei Green-Assist (EU LIFE) die Entwicklung nachhaltiger Investitionsprojekte. Nach meinem Chemiestudium an der Universität Jena promovierte ich im Rahmen eines DBU-Stipendiums zur Implementierung von Nachhaltigkeitskriterien in Forschung, Entwicklung und Lehre. Als Postdoc lag mein Fokus auf der ökologischen Bewertung chemischer und pharmazeutischer Prozesse. Nachhaltigkeit entlang des gesamten Lebenswegs von Produkten, Prozessen und Innovationen zu begleiten – von der Idee bis zum Markteintritt – gibt mir das Gefühl, Gutes zu bewirken. Ich schätze den inspirierenden Austausch mit Kunden und Partnern sehr. Privat bin ich gern in der Natur, lese oder genieße kulinarische Spezialitäten.
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