Was hat E-Health mit Multiple Sklerose zu tun? Wie kann dadurch die Lebensqualität verbessert werden? Kurz gesagt: E-Health hilft Menschen mit MS bei mehr Selbstfürsorge.

Selbstfürsorge für die eigene Gesundheit ist nicht nur bei MS, sondern auch bei chronischen, psychischen, neurologischen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen elementar, um ein Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen oder als präventive Maßnahme zu verhindern. Dafür können digitale Anwendungen und Technologien eingesetzt werden, die die Einzelperson aber auch die Gruppe bei mehr Selbstfürsorge zu unterstützen. Mehr zum Thema Selbstfürsorge als Innovationskraft erfahren Sie im verlinkten Blogbeitrag

Was ist E-Health?

E-Health ist die Abkürzung für Electronic Health, also elektronische Gesundheit. Das Bundesministerium für Gesundheit versteht darunter Anwendungen, die moderne Informations‑ und Kommunikationstechnologien (IKT) nutzen, um Patient:innen bei der Behandlung und Betreuung zu unterstützen. [1]

Darunter fallen z.B. Gesundheitsapps, die zur Prävention und bei der Behandlung von Krankheiten oder auch dem Ausgleich von Behinderungen verwendet werden. Auch die Kommunikation medizinischer Daten zwischen den Beteiligten, wie Arzt-, Physio- und Psychotherapeutenpraxen sowie Kliniken und Patient:in selbst, fällt unter den Begriff E‑Health. Für deren Umsetzung arbeitet die Bundesregierung

Damit die Ziele der Bundesregierung auch erreicht werden können, braucht es die Unterstützung von kleinst- über mittelständische bis zu Großunternehmen, die zusammen mit wissenschaftlichen Einrichtungen innovative, digitale Anwendungen auf den Markt bringen. Um die Stakeholder an einen Tisch zu bringen, bedarf es Kooperationsnetzwerke wie „Sealth Care“.

Was ist Multiple Sklerose?

Multiple Sklerose ist eine entzündliche Erkrankung des Zentralen Nervensystems, die das Gehirn und das Rückenmark umfasst. Die Krankheit ist in Verlauf, Beschwerdebild und Therapieerfolg von Patientin zu Patient so unterschiedlich, sodass sich allgemeingültige Aussagen nur bedingt machen lassen. Aus diesem Grund ist MS auch als "Krankheit mit den 1000 Gesichtern" bekannt. Mögliche Symptome sind unter anderem:

  • Lähmungen
  • Sehstörungen
  • Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen
  • Kribbeln und andere Sensibilitätsstörungen
  • Sprech- und Schluckstörungen
  • Chronische Erschöpfung (Fatigue)
  • Depression
  • Gedächtnisstörungen
  • U.v.m. [3] [4]

Die Krankheit ist zwar nicht heilbar, der Verlauf kann aber durch Medikamente verlangsamt werden. Daneben stehen zur Symptombehandlung viele nicht-medikamentöse Therapien, wie Physio-, Psycho-, neuropsychologische und Ergotherapie sowie Logopädie zur Verfügung.

Inwieweit profitieren MS-Patienten von E-Health?

MS-Patient:innen werden ein Leben lang von ihrer Krankheit begleitet und können zudem mehrere Symptome und Begleiterkrankungen gleichzeitig aufweisen. Zudem sind Therapieplätze rar oder MS-Patient:innen haben nur beschränkten Zugang aufgrund von z.B. geographischen Begebenheiten. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, zusätzliche innovative Lösungen anzubieten, um einen sicheres und effizientes Selbstmanagement des individuellen Krankheitsverlaufs zu ermöglichen. Hierbei spielt E-Health eine entscheidende Rolle für eine verbesserte Selbstfürsorge für die eigene Gesundheit.

Die Forschungsgruppe um Prof. Dr. med. Tjalf Ziemssen, Leiter des Zentrum für klinische Neurowissenschaften und des Multiple Sklerose Zentrum am Universitätsklinikum Dresden, beschäftigt sich schon seit Jahren mit dem Einsatz von E-Health bei MS-Patient:innen. In einem Übersichtsartikel von Scholz et al. gaben sie einen Überblick über E-Health-Lösungen für Menschen mit MS. Fazit der Studie war, dass E-Health ein hilfreiches Werkzeug ist, um Versorgungslücken im Gesundheitswesen zu schließen. Dadurch wird die Versorgung der Patient:innen verbessert, da der Krankheitsverlauf umfassender und genauer mitverfolgt werden kann. Andererseits können sich Gesundheitseinrichtungen miteinander verbinden, um Daten auszutauschen, Feedback zu geben und ein optimales Selbstmanagement zu erreichen. Gleichzeitig legt die Forschungsgruppe nahe, dass zukünftige Entwicklungen auf der Selbstüberwachung der Patienten liegen und weg von krankheitsorientiert hin zu patientenzentriert gehen sollte. 

Auch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) untersuchte den Nutzen von mobilen Gesundheitsanwendungen beim Selbstmanagement von Multiple Sklerose. In ihrer Studie untersuchten sie vor allem Anwendungen mit Erinnerungsfunktion zur Linderung von depressiven Beschwerden und zur Verbesserung von geistiger und körperlicher Leistungsfähigkeit. Ihr Fazit war, dass Erinnerungs-Apps dabei helfen, an Verhaltensweisen im Alltag zu denken, wie z.B. Medikamenteneinnahme, und verhaltenstherapeutisch orientierte Online-Programme depressive Beschwerden abschwächen können. 

Nicht nur Patient:innen mit MS profitieren von E-Health, sondern auch Entwickler:innen lernen im Zusammenspiel mit den Patient:innen voneinander. Denn aufgrund des Alters, wenn die ersten Symptome auftreten und der lebenslangen Wegbegleitung der Krankheit können MS‑Patient:innen wichtige Frühanwendende neuer E‑Health-Trends sein. Zudem erschweren körperliche und kognitive Beeinträchtigungen traditionelle persönliche Interventionen. Solche Beeinträchtigungen und die Bereitschaft, digitale Medien für die Kommunikation mit Gesundheitsdienstleistenden zu nutzen, machen Menschen mit MS zu einem hilfreichen Modell für innovative Verbesserungen in der Gesundheitsversorgung.

 

     
 

Online Event

Um über solche und weitere Gesundheitsthemen im Bereich E-Health für mehr Selbstfürsorge und Selbstmanagement zu diskutieren, laden wir Sie herzlichst zu unserer Online‑Veranstaltung Self Care 4.0: Austausch zur Gesundheit von morgen ein. Die Veranstaltung findet am 24.08.2023 von 15 Uhr bis 16:30 Uhr statt. In vier Beiträgen aus Wissenschaft und Industrie werden aktuelle Projektideen vorgestellt:

  1. Univ.‑Prof. Dr. med. Orlando Guntinas‑Lichius, Direktor der HNO‑Klinik am Uniklinikum Jena, über aktuelle Forschungsideen aus dem Bereich Übergang in die Reha und ambulante Reha
  2. NN vom Zentrum für klinische Neurowissenschaften an der Universitätsklinik Dresden über Ideen zur digitalen Self Care des mündigen Patienten
  3. Dr. med. Dr. phil. Michael Rapp von der Professur Sozial‑ und Präventivmedizin an der Universität Potsdam über Selbstfürsorge für die psychische Gesundheit
  4. Sandra Jörg von der BLACKPIN GmbH über aktuelle Projekte bei BLACKPIN, für die noch Kooperationspartner:innen gesucht werden
 
     

 

Die Online-Veranstaltung soll nur ein Vorgeschmack für weitere Diskussionen in einem vom BMWK geförderten Kooperationsnetzwerk bieten. Denn die Entwicklung innovativer Technologien und Anwendungen rund um das Thema „Selbstfürsorge für die eigene Gesundheit“ stellt eine große Herausforderung dar, die nur gemeinsam bewältigt werden kann. Die Themengebiete im Kooperationsnetzwerk „Sealth Care“ sind:
  • Prävention, Früherkennung von Erkrankungen, Nachsorge und Rehabilitation zu Hause und ambulant
  • Chronische, neurologische, psychische und kardiologische Erkrankungen
  • Entwicklung von Apps, robotische Technologien und VR/AR-Technologien, Gamification

Hier finden Sie weitere Informationen zum Kooperationsnetzwerk Sealth Care. Kontaktieren Sie uns auch gerne für ein Beratungsgespräch rund um das Thema Life Science.

 


[1] https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/e/e-health.html 

[2] https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/digitalisierung/digitalisierung-im-gesundheitswesen.html 

[3] https://www.leben-mit-ms.de/multiple-sklerose/symptome-der-erkrankung

[4] https://www.trotz-ms.de/ueber-ms/symptome#unsichtbare-symptome-bei-multipler-sklerose

[5] https://www.mdpi.com/2076-3425/11/2/180

[6] https://www.iqwig.de/download/ht19-03_apps-zum-selbstmanagement-bei-multipler-sklerose_hta-kompakt_v1-0.pdf 

 

Autorin: Saskia Thönißen

Saskia Thönißen

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Seit 2022 bin ich als Netzwerkmanagerin bei der EurA AG tätig. Zuvor habe ich Maschinenbau studiert und mich in meinem Masterstudium auf Medizintechnik spezialisiert. Während dieser Zeit habe ich meine Leidenschaft für das menschliche Herz und seine anspruchsvolle Antriebsflüssigkeit, das Blut, entdeckt. Seitdem fasziniert es mich, den Körper als Bauteil zu betrachten und künstliche Organe mit all ihren Herausforderungen "nachzubauen". Auch die Forschung und Entwicklung im Gesundheitsbereich liegen in meinem Interessengebiet. Durch meine Arbeit bei der EurA AG komme ich immer wieder mit neuen Menschen in Kontakt, die mich mit ihrer Begeisterung für ihr Forschungsgebiet anstecken. Mit diesen Menschen möchte ich in Netzwerken neue, innovative Ideen erdenken und sie dann bei der Umsetzung unterstützen.
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