- Dr. Denise Ott
- 02.07.25
- 4 min
- Nachhaltigkeitsberatung
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Christina Markus
In Deutschland liegt der Anteil von Gründerinnen im Start-up-Ökosystem derzeit bei nur 18,8 Prozent – ein leichter Rückgang gegenüber 20,7 Prozent im Vorjahr. Auch wenn in den vergangenen Jahren eine steigende Tendenz erkennbar war, bewegt sich der Wert weiterhin auf niedrigem Niveau. Dieses Ungleichgewicht ist jedoch kein rein deutsches Phänomen: Weltweit liegt der Gründerinnenanteil im Start-up-Bereich bei etwa 20 Prozent, wobei sich in Nordamerika und Asien geringfügig höhere Werte als in Europa einstellen.
Der Schlüssel zur Bewältigung unserer aktuellen Herausforderungen liegt in neuen Ideen, frischen Ansätzen und innovativen Herangehensweisen. Deshalb braucht Deutschland – und Europa insgesamt – vor allem eines: mehr Innovation. Und dafür bedarf es mehr Start-ups. Mit ihrem Fortschrittsdenken und unternehmerischen Mut stärken sie die Zukunftsfähigkeit unserer europäischen Wirtschaft und erschließen Chancen in neuen Wachstumsfeldern.
Der Rückgang des Gründerinnenanteils und der generell niedrige Frauenanteil im Start-up-Ökosystem bremst die Gründungsdynamik. In den letzten Jahren ist die Zahl neuer Start-ups kaum gewachsen. Eine deutliche Erhöhung des Gründerinnenanteils wäre daher ein entscheidender Hebel, um mehr Neugründungen in Deutschland und Europa zu ermöglichen.
Die geringe Präsenz von Frauen im Start-up-Bereich ist auf ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren zurückzuführen, darunter persönliche Interessen, gesellschaftliche Strukturen und tradierte Geschlechterrollen. Laut dem Female Founders Monitor 2025 spielt Arbeitsplatzsicherheit für Frauen eine signifikant größere Rolle als für Männer. Dies deutet auf einen geschlechtsspezifischen Einfluss gesellschaftlicher Rahmenbedingungen hin, der das Risikobewusstsein und unternehmerische Entscheidungen beeinflusst. Zudem zeigt die Umfrage, dass zwar viele Frauen ein Interesse an der Unternehmensgründung haben, aber nur ein vergleichsweise kleiner Teil diesen Schritt auch tatsächlich wagt. Daraus lässt sich ableiten, dass strukturelle Hürden und auch mentale Barrieren eine wichtige Rolle spielen, weshalb das Gründungspotenzial von Frauen bisher nicht ausgeschöpft wird.
Doch selbst wenn Frauen den Schritt zur Gründung eines innovativen Start-ups wagen, sehen sie sich weiterhin mit einer geschlechtsspezifischen Benachteiligung konfrontiert. Dies zeigt sich insbesondere bei der Finanzierung von Start-ups: Obwohl mittlerweile 19 Prozent der Gründungsteams weiblich besetzt sind, entfallen nur 15 Prozent der Finanzierungsrunden auf Start-ups mit Gründerinnen – und sie erhalten lediglich 9 Prozent des gesamten Investmentvolumens. Diese Diskrepanz macht deutlich, dass der Gender Gap nicht mit der Gründung endet, sondern sich durch alle Phasen der Unternehmensentwicklung zieht.
Vor dem Hintergrund, dass Deutschland und auch die EU auf innovative Start-ups angewiesen sind, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können, ist es von strategischer Bedeutung, das Gründungspotenzial von Frauen besser zu erschließen. Der Female Founders Monitor 2025 unterstreicht daher die Notwendigkeit gezielter Maßnahmen zum Abbau struktureller Barrieren. Dazu zählen unter anderem mehr Sichtbarkeit und Vorbilder für Gründerinnen, eine unternehmerische Bildung, die Frauen gezielt anspricht, Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Unternehmertum sowie ein verbesserter Zugang zu Kapital. Denn nur durch ein umfassendes, inklusives Ökosystem kann langfristig Chancengleichheit geschaffen und das volle Innovationspotenzial ausgeschöpft werden.
Erfreulicherweise gibt es bereits gezielte Förderprogramme und Initiativen, die Gründerinnen auf ihrem Weg unterstützen. Mit dem European Prize for Women Innovators würdigt die EU-Kommission insbesondere Frauen, die hinter den bahnbrechendsten Innovationen Europas stehen. Ausgelobt wurde der Preis auch in diesem Jahr wieder vom European Innovation Council (EIC) und dem European Institute for Innovation & Technology (EIT). Das Ziel des European Prize for Women Innovators ist, Gründerinnen und ihre disruptiven Innovationen hervorzuheben und als Vorbilder bekannt zu machen. Die Preisträgerinnen erhalten ein attraktives Preisgeld und werden im nächsten Jahr öffentlich im Rahmen einer Preisverleihung ausgezeichnet. Prämiert und damit europaweit vorgestellt werden insgesamt drei Gründerinnen in drei Kategorien (EIC Women Innovators, EIC Rising Innovators und EIC Women Leadership).
Bewerben können sich Gründerinnen oder Mitgründerinnen aus der EU und den assoziierten Ländern. Die Bewerbungsfrist endet am 25. September 2025 um 17:00 Uhr und muss über das Europäische Portal für Fördermittel und Ausschreibungen eingereicht werden.
Besonders attraktiv für Start-ups in der Frühphase ist das EU-Förderprogramm Women TechEU, das sich an Deeptech-Innovatorinnen richtet. Es bietet nicht nur einen Zuschuss (nicht rückzahlbar) in Höhe von 75.000 Euro, sondern auch Zugang zu hochwertigem Coaching und Mentoring durch erfahrene Experten. Die Zeit drängt jedoch: Die (vorerst) letzte Frist für die Einreichung von Anträgen endet am 4. August 2025 um 17:00 Uhr.
Aktuell ausgeschrieben ist zudem der erste Call des Open Horizons Förderprogramms. Dieses richtet sich an weiblich geführte Start-ups im Bereich Deeptech oder digitale Innovationen. Gründerinnen erhalten hier die Möglichkeit, an konkreten, praxisnahen und marktorientierten Challenges teilzunehmen. Obendrauf gibt es einen nicht rückzahlbaren Zuschuss in Höhe von 55.000 Euro und die Chance, gemeinsam mit international anerkannten Unternehmen, wie z.B. Siemens, Stahl, Microsoft oder ppc an einem Pilotprojekt zu arbeiten. Open Horizons bietet somit eine finanzielle Unterstützung, wertvolle Kontakte und einen direkten Zugang zum Markt, der oftmals den entscheidenden Schritt zur Skalierung junger innovativer Unternehmen markiert.
Ausgerufen wurden insgesamt 12 reale, marktorientierte Challenges, die konkrete technologische Herausforderungen darstellen und innovative, Deeptech Lösungen erfordern. Hieraus ergibt sich insbesondere für Start-ups eine einmalige Gelegenheit, ihre Technologien zu testen, zu validieren und möglicherweise gemeinsam mit Unternehmen in realen Anwendungen und unter den Anforderungen aus der Praxis weiterzuentwickeln. Im Rahmen des ersten Projektaufrufs wurden die folgenden Themenfeldkombinationen ausgewählt:
Die Abgabefrist für Anträge ist am 21. August 2025 um 17:00 Uhr und erfolgt über die Plattform Sploro. Das Bewerbungsverfahren verläuft in fünf Teilschritten, um Fairness, Qualität und die Passfähigkeit zum Partnerunternehmen zu gewährleisten. Der erste Antragsschritt umfasst eine Onlinebewerbung mit Informationen zum Start-up und der dargelegten Lösung der Challenge.
Mit dem European Prize for Women Innovators, Women TechEU und Open Horizons hat die EU gleich drei wertvolle Initiativen geschaffen, um Gründerinnen sowie Innovatorinnen in ihren Gründungstätigkeiten zu bestärken.
Das Ziel der Initiativen ist, erfolgreiche Deeptech-Unternehmerinnen in der EU zu identifizieren, ihre Sichtbarkeit zu erhöhen und zu unterstützen. Neben der Öffentlichkeitswirkung werden die vielversprechendsten europäischen Innovatorinnen mit attraktiven Geldpreisen und/oder Fördermitteln und wertvollen Kontakten belohnt.
Sie haben Fragen zur Bewerbung für den European Prize for Women Innovators oder interessieren sich für die Förderprogramme Women TechEU sowie Open Horizons? Wir beantworten gerne alle Fragen und begleiten Sie durch den Antragsprozess. Buchen Sie noch heute Ihren unverbindlichen Beratungstermin.
Text: Christina Markus
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