Als eines von drei Förderprogrammen des European Innovation Council (EIC) konzentriert sich der EIC Transition auf eine ganz besondere Phase im Prozess einer Innovationsentwicklung. Das Förderprogramm zielt ab auf die Auseinandersetzung, Reifung sowie Validierung einer neuartigen technologischen Anwendung bis hin zur Entwicklung eines nachhaltigen Geschäftsmodells und Vermarktung. Der EIC Transition fungiert als Übergangsprogramm und unterstützt ausschließlich Projektvorhaben, die an ein vorangegangenes EU-Förderprojekt anknüpfen.

Themen & Bewerbungsfristen

In diesem Jahr kann man sich zweimal um eine Finanzierung aus dem EIC Transition bewerben. Dabei ist die Antragstellung jeweils in einem themenoffenen und themenspezifischen Bewerbungsaufruf möglich. Für beide Calls gibt es eine Bewerbungsfrist im Frühling, am 12. April 2023 und im Herbst, am 27. September 2023.

Bis zu 2,5 Millionen Euro bei einer Förderquote von 100 Prozent

Insgesamt stehen im EIC Transition 128,36 Millionen Euro in diesem Jahr zur Verfügung. Für Projektvorhaben, die dem themenoffenen Bewerbungsaufruf folgen, sind 67,86 Millionen Euro vorgesehen. Für Projekte, die zum themenspezifischen Call eingereicht werden, stehen rund 60,50 Millionen Euro bereit. Bei einer erfolgreichen Bewerbung ist eine Förderung zwischen 0,5 und 2,5 Millionen Euro bei einer Quote von 100 Prozent möglich. Die Projektlaufzeit beträgt im EIC Transition i.d.R. ein bis drei Jahre. Neben einer finanziellen Unterstützung können sich erfolgreiche Projektträger über den Zugang zu hilfreichen Dienstleistungen und Kontakt zu den EIC-Programmmanagern freuen. Weiterhin eröffnet eine Förderzusage im EIC Transition Möglichkeiten zu anderen lukrativen Fördermitteln.

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein?

Finanziert werden Innovationsaktivitäten, die über den experimentellen Grundsatzbeweis im Labor hinausgehen (TRL 3). Demnach wird die Reifung und Validierung einer neuartigen Technologie, beispielsweise durch den Einsatz von Prototypen, Formulierungen, Modellen, Nutzertests oder anderen Validierungstests unterstützt (TRL 4). Auch die Untersuchung und Entwicklung eines nachhaltigen Geschäftsmodells und die Vermarktung der technologischen Innovation spielt eine Rolle. Die aus dem EIC Transition geförderten Übergangsprojekte sollten sich in ausgewogener Weise sowohl mit der Technologie- als auch mit der Markt- und Geschäftsentwicklung befassen. Dabei können wiederholende Lernprozesse auf Grundlage früher Kunden- oder Nutzerfeedbacks eingeschlossen sein.

Wer kann sich bewerben?

Für die Bewerbung ist wichtig, dass die Weiterentwicklung der Technologie auf Ergebnissen beruht, die in vorangegangenen EU-Förderprojekten erzielt wurden. Hierbei kommen beispielsweise geförderte Projektvorhaben im EIC Pathfinder, European Research Council oder European Defence Fund (EDF) in Betracht. Bewirbt man sich auf Basis eines laufenden Förderprojekts, ist die Bewerbung um eine Finanzierung aus dem EIC Transition erst nach einer Projektlaufzeit von zwölf Monaten möglich. Erfolgt die Bewerbung auf Grundlage eines abgeschlossenen Förderprojekts, muss die Antragstellung im EIC Transition innerhalb von zwei Jahren nach Abschluss des vorangehenden Projekts erfolgen. Auch Antragsteller, die zuvor nicht Teil eines vorangehenden Förderprojekts waren, haben im EIC Transition die Möglichkeit, sich mit ihrem Projektvorhaben zu bewerben. Hierbei ist erforderlich, dass diese über die Rechte und Pflichten an der bestehenden technologischen Projektgrundlage verfügen.

Die Bewerbung ist grundsätzlich für einzelne juristische Personen, z.B. Start-ups, KMU oder Forschungseinrichtungen aus einem EU-Mitgliedstaat bzw. assoziierten Land, beispielsweise Norwegen, Island, Israel oder Georgien möglich. Kleine und große Konsortien mit zwei oder bis zu fünf unabhängigen Partnern auch verschiedenen EU-Ländern oder assoziierten Staaten sind ebenfalls antragsberechtigt. Verbundpartner sind beispielsweise Start-ups, KMU, Forschungseinrichtungen oder auch Konzerne sowie potenzielle Kunden und Endverbraucher (z.B. Krankenhäuser, Versorgungsunternehmen oder Regulierungsbehörden). 

Wie erfolgt die Bewerbung?

Die Bewerbungsunterlagen umfassen i.d.R. 20 A4-Seiten und müssen jeweils zur Antragsfrist ausschließlich digital über das Onlineportal der EU-Kommission für die Beantragung von finanziellen Mitteln eingereicht werden. Für die Beurteilung der Anträge sind Experten des EIC zuständig, wobei eine Rückmeldung meist innerhalb von neun Wochen erfolgt. Im Falle einer positiven Rückmeldung werden die Bewerber zu einem Interview mit einer sechsköpfigen Jury eingeladen. Zwischen der Bewerbungsfrist und dem Projektstart liegen i.d.R. acht Monate.

EIC Transition Open

In diesem Jahr gibt es im Frühling und im Herbst einen themenoffenen Bewerbungsaufruf für den EIC Transition. Thematisch gibt es keine Grenzen, sodass Projektvorhaben aus der Wissenschaft, Technologie oder Anwendung eingereicht werden können. Wichtig ist, dass sich die Projekte in gleichem Umfang mit der technologischen sowie Marktentwicklung auseinandersetzen. Die geforderten Ergebnisse der EIC-Übergangsprojekte sind a) eine Technologie, die sich für die vorgesehene Anwendung als wirksam erwiesen hat, und b) ein Geschäftsmodell, mit einem Geschäftsplan für die Entwicklung der technologischen Innovation bis hin zur Marktreife.

EIC Transition Challenges

Neben den themenoffenen Calls gibt es in diesem Jahr auch sog. EIC Transition Challenges. Hierbei ruft der EIC im Frühling und Herbst 2023 zu Projektbewerbungen auf, die zur Lösung oder Annäherung an ein übergeordnetes Ziel beitragen. In diesem Jahr gibt es drei Challenges im EIC Transition: 1) Maßstabsgetreue Mikro-Nano-Bio-Geräte für medizinische Anwendungen und angewandte medizinische Forschung, 2) Umweltintelligenz sowie 3) Optische Frequenzkämme in Chipgröße.

1. Mikro-Nano-Bio-Geräte für medizinische Anwendungen sowie angewandte medizinische Forschung (maßstabsgetreu)

Klinische Aufgaben werden in der Forschung und Entwicklung zunehmend komplexer. Hierbei haben Technologien an der Schnittstelle von Mikroelektronik, Nanotechnologie, Biosensorik, Mikrofluidik und Analytik ein großes Potenzial, wenn ein hoher Durchsatz, Skalierbarkeit, Miniaturisierung und Automatisierung erforderlich sind. In vorangehenden EU-Förderprojekten ist es gelungen, den Stand der Technik von Mikro-Nano-Bio-Systemen auf ein zuvor nie dagewesenes technisches Niveau zu heben und einen experimentellen Konzeptnachweis mit Validierung im Labor zu erbringen.

Die erste EIC Transition Challenge zielt darauf ab, die Mikro-Nano-Biotechnologie weiterzuentwickeln und marktfähig zu machen. Im Fokus liegt die Realisierung und Validierung eines voll funktionsfähigen integrierten Mikro-Nano-Bio-Geräts oder -Systems auf Grundlage von Mikro-Nano-Bio-Modulen, die im Rahmen früherer EU-finanzierter Projekte entwickelt wurden. Genauso sollen Geräte oder Systeme weiterentwickelt werden, die den Marktbedürfnissen entsprechen.

So sollen Prinzipien, die der Funktionsfähigkeit von Zellen oder Krankheitserregern zugrunde liegen durch fortgeschrittene Milli-/Mikrofluidik (z. B. komplexe 3D-Strömungen, Organ- oder Body-on-Chips, Nanoporen/Nanokavitäten), integrierte Biosensorik (z. B. unter Verwendung von MEMS/NEMS, Photonik und Bildgebung, Oberflächenfunktionalisierung, Arrays), neuartige Biomaterialien und Chemikalien untersucht werden. Weiterhin soll die Therapieentdeckung oder -herstellung rationalisiert und Tierversuche minimiert werden. Zu diesem Zweck können sich die Antragsteller auf Hochleistungsrechner und fortschrittliche künstliche Intelligenz (KI) / maschinelles Lernen (ML), Parallelisierung von Experimenten durch Array-Mikroarchitekturen und eingebettete geschlossene Regelkreise zur autonomen Prozessoptimierung stützen.

2. Umweltintelligenz

Die zunehmende Umweltverschmutzung birgt große Risiken für die Bodengesundheit, Hydrosphäre, Luft und Menschheit. Die bisher entwickelten Methoden zur Schadstoffentfernung – und Bereinigung sind entweder zu komplex, kostspielig oder haben einen sehr hohen Energieverbrauch. Es besteht weiterhin ein hoher Bedarf an innovativen Sensoren, Gerätschaften oder Technologien, die die Schadstoffbelastung erkennen und beobachten können. Um die Risiken vorzubeugen und zu reduzieren, ist es erforderlich, auf dem Gebiet der Umweltintelligenz zu forschen und effizientere sowie präzisere Messtechniken mit einer höheren Wirksamkeit zu entwickeln. Wichtig ist, dass diese in abgelegenen Gebieten, beispielsweise in den Meeren funktionieren und Schadstoffe aus der Hydrosphäre, Luft oder dem Boden entfernen können.

Mit seiner zweiten Challenge ist es dem EIC ein Anliegen, die Weiterentwicklung neuer Geräte, Sensoren oder Technologien zu unterstützen, wobei diese einen klaren und quantifizierbaren Vorteil in Bezug auf einen oder mehrere der oben genannten Schlüsselaspekte im Vergleich zu bestehenden Alternativen haben müssen. Die Projektvorhaben sollen sich mit neuen Materialien, Prozessen oder Systemen, wie z.B. chemischen, biologischen und physikalischen Technologielösungen auseinandersetzen. Technologien, die an Schnittstellen zwischen Sensoren und künstlicher Intelligenz die Sammlung und Auswertung von Daten zur Überwachung und Sanierung der Schadstoffbelastung ermöglichen, sind ebenfalls von Interesse. Darüber hinaus sollen Lösungen weiterentwickelt werden, die Daten erkennen, kombinieren, analysieren sowie interpretieren. Hierbei wird das Ziel verfolgt, Wasserknappheit, die Zerstörung von Lebensräumen oder auch die globale Erwärmung frühzeitig vor Ort oder auch aus der Ferne mittels Satelliten zu erkennen.

Mit Abschluss des Projekts soll ein ausgereifter technologischer Prototyp vorgestellt werden, der innerhalb einer entsprechenden Umgebung, beispielsweise in der Erde, Luft oder im Wasser getestet und demonstriert wurde (TRL 5/6) und einen klaren Vorteil zu bestehenden Geräten, Sensoren oder Technologien aufweist.

3. Optische Frequenzkämme in Chipgröße

Photonisch integrierte Frequenzkämme stellen eine neue Klasse von On-Chip-Frequenzkämmen dar, die durch nichtlineare parametrische Verstärkung oder andere Effekte generiert wurden. Im Gegensatz zu Laserfrequenzkämmen bieten Frequenzkämme in Chipgröße zahlreiche Vorteile. Sie sind kompakt, bieten eine hohen Modenabstand, der mit dem Telekommunikationsnetz übereinstimmt, können mit anderen Funktionen integriert werden und sind mit der Integration im Wafer-Maßstab, d.h. für die Halbleiter-Volumenfertigung, kompatibel. Innerhalb der letzten zehn Jahre haben photonisch integrierte Frequenzkämme einen bemerkenswerten Fortschritt gemacht. So können diese nun batteriebetrieben und mit III-V Verstärkungsmedien integriert werden. Darüber hinaus verfügen Sie über das Potenzial für zahlreiche Anwendungen auf Systemebene, die von kohärenter Kommunikation mit Terabit pro Sekunde über paralleles LIDAR bis hin zu neuromorphem Computing, Mikrowellenerzeugung und Kalibrierung astrophysikalischer Spektrometer reichen. Weitere Anwendungen können in der Raman-Spektroskopie und der Biosensorik, z. B. in der medizinischen Diagnostik, der Umweltsensorik und der Lebensmittelproduktion entstehen.

Das übergeordnete Ziel der dritten EIC Transition Challenge ist, die technologische Entwicklung von Lichtzuständen in angetriebenen nichtlinearen Systemen voranzutreiben und neue Plattformen für Frequenzkämme im Chipmaßstab zu entwickeln. Herangereift werden sollen neuartige Technologien für Anwendungen. Dabei ist z.B. die Reifung der Frequenzkammtechnologien zur Integration anderer Funktionselemente, die mit der Herstellung im Wafermaßstab kompatibel sind, denkbar. Die Verwendung neuer nichtlinearer Materialien wie Galliumphosphid, Lithiumniobat o.Ä. kann ebenfalls in Betracht gezogen werden.

Insgesamt sollten die durch den EIC Transition geförderten Projektvorhaben zu neuartigen Ergebnissen führen, die tiefgreifende technologische Innovationen für die Chiptechnologien der nächsten Generation ermöglichen und damit einen starken Wettbewerbsvorteil für künftige Start-ups und KMU schaffen. Der EIC kann diese im Rahmen seines Accelerator-Förderprogramms wiederum auf dem Weg hin zu einem Scale-up unterstützen.

Zusammenfassung

Der EIC Transition fördert die Weiterentwicklung und Demonstration neuartiger Technologien (TRL 4 bis 6), die im Rahmen eines vorangehenden EU-Förderprojekts konzipiert und validiert wurden. Das Förderprogramm unterstützt zudem die Geschäfts- und Marktentwicklung der technologischen Innovation. Projektvorhaben werden mit bis zu 2,5 Millionen Euro bei einer Quote von 100 Prozent gefördert.
Aus den Kinderschuhen in die Kommerzialisierung, heben Sie Ihre technologische Innovation mit uns auf die nächste Stufe. Wir beraten Sie gerne zu Ihrer Projektidee und stehen Ihnen während des Antragsverfahrens beratend zur Seite. Sprechen Sie uns einfach an.
Sie sind sich unsicher, zu welchen Projektaufruf Sie sich bewerben sollen? Ob EIC Transition themenoffen oder Challenge, wir beraten Sie gerne.

 

Autorin: Christina Tanosova

Stefan Durm

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Ich bin seit rund zehn Jahren erfolgreich in internationalen Projekten zuhause. Ich habe sowohl internationale Forschungskonsortien gestaltet und koordiniert, als auch mehr als 50 Business Pläne für hochinnovative Deeptech-Startups (mit-)entwickelt und erfolgreich umgesetzt. Um dieses Wissen immer weiter zu schärfen, bin ich Gründungsmitglied des Europäischen Verbands der Innovationsberater (EAIC) und vertrete dort EurA. Bei Fragen zu internationalen Förderprojekten bin ich somit immer eine sehr gute erste Anlaufstelle.
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