- Karoline Wissmann
- 14.05.25
- 2 min
- Agrifood, Bioökonomie, Für KMU,
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Dr. Viktor Schneider
Als Exportnation und Wirtschaftsmotor Europas steht Deutschland angesichts geopolitischer Spannungen vor grundlegenden Weichenstellungen. Diese werden maßgeblich beeinflussen, ob Wachstumschancen oder ein zunehmender Konsolidierungsdruck die wirtschaftliche Zukunft prägen werden. Vor diesem Hintergrund analysieren wir in diesem Blogartikel objektiv und ohne politische Wertung, den Koalitionsvertrag 2025 – mit Blick auf relevante Impulse für Unternehmertum, Innovation und Technologieförderung.
Mehrere Studien zeigen: Unternehmen, die in Krisenzeiten auf Innovation setzen, sind langfristig erfolgreicher als solche, die darauf verzichten (Innovation in a crisis: Why it is more critical than ever, June 2020, McKinsey & Company; Roaring Out of Recession." Harvard Business Review 88, no. 3, March 2010, 62–69). Gerade in Phasen wirtschaftlicher Unsicherheit entstehen neue Bedarfe, Märkte und Geschäftsmodelle. Wer zeitnah handelt, kann die strukturelle Veränderung aktiv mitgestalten und sich nachhaltige Wettbewerbsvorteile sichern. Ein wirtschaftlicher Abschwung kann dem Standort Deutschland also erhebliche neue Wachstumschancen eröffnen – vorausgesetzt, Unternehmen reagieren mit strategisch ausgerichteten Investitionen in Innovation und Transformation, um sich frühzeitig auf veränderte Marktbedingungen und ein mögliches Andauern der Krise einzustellen. Doch auch auf die politischen Rahmenbedingungen für eine solche Innovationsdynamik kommt es an.
Eine gesunde Innovationsförderung ist eine zentrale Voraussetzung für eine funktionierende soziale Marktwirtschaft in einer globalisierten Welt. Aus Sicht der Innovationsberatung gliedert sich diese in drei Säulen:
Diese Säulen können einzeln adressiert werden, sind langfristig aber nur gemeinsam wirksam. Schnittstellen müssen sinnvoll verzahnt werden.
Ein klar formuliertes Ziel des Koalitionsvertrages ist es, Deutschland zur „Gründer-Nation“ zu entwickeln. Laut dem KfW Gründungsmonitor 2024 ist die Zahl der Neugründungen seit 2003 (ca. 1,5 Millionen Existenzgründungen) rückläufig und stagnierte zuletzt bei etwa 570.000. Als zentrale Hürden wurden in der Studie Bürokratie, Kundenzugang, die konjunkturelle Lage und Opportunitätskosten genannt. Auch das Bildungssystem erhält im Hinblick auf unternehmerische Kompetenzen schwache Bewertungen. Es besteht also Handlungsbedarf.
Das Koalitionspapier adressiert dies unter anderem mit folgenden Maßnahmen:
Zwischenfazit: Die Koalitionsvereinbarung greift zentrale Themen der „Economic Culture“ auf und benennt entsprechende Ziele. Für die zukünftige Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Deutschland wird entscheidend sein, wie diese Ziele konkret ausgestaltet und umgesetzt werden. |
Die Koalition plant, den Anteil der Ausgaben für Forschung und Entwicklung bis 2030 auf mindestens 3,5 % des BIP zu steigern – mit dem Ziel, zu innovationsstarken Ländern wie Israel, Südkorea oder Schweden aufzuschließen (Quelle: OECD Indicators, Gross domestic spending on R&D in 2023). Die im Koalitionspapier genannten Schlüsseltechnologien und -industrien sind breit gefächert:
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Schlüsseltechnologien |
Schlüsselindustrien und Branchen |
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Unter einer „Hightech-Agenda“ werden für einige dieser Bereiche konkrete Vorhaben benannt, etwa:
Zwischenfazit:
Im Bereich „Innovation Strategy“ ist eine klare inhaltliche Schwerpunktsetzung erkennbar. Der klassische Maschinen- und Anlagenbau, eine bedeutende Exportbranche Deutschlands, wird in der Übersicht nur einmal im Zusammenhang mit Batteriefertigung erwähnt. Der Bereich automatisierte Flug-, Boden- und Unterwasserdrohnen scheint unter dem Themenfeld Robotik subsumiert zu sein. Die Eisenbahnbranche findet vor allem im Kontext von Schieneninfrastruktur sowie Güter- und Personenverkehr Erwähnung. |
Zwischenfazit:
Im Bereich „Innovation Leadership“ setzt die Koalition vor allem auf bestehende Programme. Laut Koalitionspapier soll die Förderpolitik der Bundesregierung im Zuge einer Konsolidierung stärker an Leistungsindikatoren ausgerichtet werden. Neue Maßnahmen werden dabei in erster Linie mit Blick auf Effizienz und Wirksamkeit formuliert, ohne konkrete Aussagen zu zusätzlichen finanziellen Spielräumen zu treffen. |
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Abschließend lässt sich sagen: Die neue Koalition hat die zentralen Herausforderungen des Unternehmertums erkannt und benennt Maßnahmen, um diesen zu begegnen. Eine strategische Priorisierung der Schlüsseltechnologien und Industriefelder ist erfolgt und wirkt insgesamt sinnvoll, ohne große Überraschungen aufzuweisen. Dabei werden sowohl Deep-Tech-Themenfelder (gemäß der Definition des Deep Tech Talent Initiative des European Institute of Technology) als auch Technologien und Industrien mit höherem Potential für Spill-Over-Effekte oder Cross-Innovation adressiert.
Positiv ist die Fortführung bewährter Maßnahmen im Bereich Innovation Leadership. Es fehlen jedoch konkrete neue Impulse, um etwa den Technologietransfer zu stärken, Deep-Tech-Innovationen schneller in den Markt zu bringen und das Innovationsökosystem in Deutschland weiterzuentwickeln. Gerade hier sind etablierte Akteure gefragt, ihre Rolle aktiv auszufüllen: Netzwerkmanagement-Einrichtungen und Innovationsberatungen sind aufgerufen, ihre Expertise einzusetzen, ihre Bemühungen zu intensivieren und alle angebotenen Möglichkeiten für ihre Kunden auszuschöpfen. Aus Sicht der Innovationsberatung ist die Politik bei der Umsetzung des Koalitionspapiers gefordert, verlässliche finanzielle Rahmenbedingungen zu schaffen wie etwa eine Planungssicherheit für Förderprogramme, damit Unternehmen Wachstumschancen nutzen und langfristig erfolgreich sein können.
EurA ist seit über 25 Jahren ein zuverlässiger Partner der Industrie für Technologietransfer und Open Innovation. In unseren ZIM-geförderten Innovationsnetzwerken begleiten wir die Technologieführer von Morgen und unterstützen bei der Finanzierung durch Fördermittel.
Text: Dr. Viktor Schneider
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