Mit den Leitlinien der Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) zu ESG-Risiken werden Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren zum festen Bestandteil der Kreditvergabe. Was bedeutet das für Unternehmen? Wie beeinflussen ESG-Kriterien das Scoring? Und wie können sich Unternehmen optimal auf die neuen Anforderungen vorbereiten? Hier erfahren Sie alles Wichtige.

Nachhaltigkeit als fester Bestandteil der Kreditvergabe

Nachhaltigkeit ist längst kein "Nice-to-have" mehr – insbesondere nicht in der Finanzwelt. Mit der Veröffentlichung der Leitlinien „EBA/GL/2025/01 – Leitlinien zum Management von ESG-Risiken“ am 9. Januar 2025 verschärft die EBA die Anforderungen an Banken im Umgang mit ESG-Risiken. Diese Leitlinien zielen darauf ab, ESG-Faktoren systematisch in die Kreditwürdigkeitsprüfung, das Risikomanagement und die Geschäftsstrategie von Banken zu integrieren – mit direkten Folgen für Unternehmen auf Kapitalsuche.

Was bedeutet ESG im Finanzkontext?

ESG steht für Environmental (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung). Diese Kriterien werden von Finanzinstituten genutzt, um die Nachhaltigkeit und ethische Integrität von Kreditnehmern und Investitionen zu bewerten:
  • E (Environmental): CO2-Emissionen, Ressourcennutzung, Umweltrisiken
  • S (Social): Arbeitsbedingungen, Menschenrechte, gesellschaftliches Engagement
  • G (Governance): Unternehmensethik, Transparenz, Aufsichtsstrukturen

Diese Faktoren fließen zunehmend in Risikoanalysen ein. Neben der ethischen Dimension gewinnen ESG-Faktoren auch aus wirtschaftlicher Sicht an Bedeutung, da sie finanzielle Risiken wie Haftungs-, Reputations- oder Übergangsrisiken (z. B. im Rahmen der Dekarbonisierung) wesentlich beeinflussen können.

Neue regulatorische Anforderungen: EBA/GL/2025/01

Die EBA-Leitlinien EBA/GL/2025/01 konkretisieren erstmals umfassend, wie Banken ESG-Risiken systematisch identifizieren, bewerten und steuern müssen. Wichtige Kernelemente sind:
  • Integration in den Kreditvergabeprozess: ESG-Risiken müssen bei der Bonitätsprüfung von Kreditnehmern berücksichtigt werden – sowohl qualitativ als auch quantitativ.
  • Governance und Risikomanagement: Kreditinstitute sind verpflichtet, ESG-Aspekte in ihre Strategien, Organisationsstrukturen und internen Kontrollsysteme einzubetten.
  • Datenanforderungen: Banken müssen belastbare Informationen zu ESG-Risiken einholen – etwa über Nachhaltigkeitsberichte, CSRD-konforme Offenlegung oder ESG-Ratings.

Auswirkungen auf das ESG-Scoring

Für Unternehmen bedeutet das: ESG-Kriterien beeinflussen zunehmend ihre Finanzierungsbedingungen. Bereits heute fließen ESG-Faktoren in das Kreditrisikoscoring vieler Banken ein – zukünftig wird dies flächendeckend der Fall sein.


ESG-Praxis im Unternehmen


Mögliche Auswirkungen auf das Scoring

Hohe Transparenz (z. B. CSRD-konformer Bericht)

Verbesserte Risikoeinschätzung und günstigere Kreditkonditionen

Klimarisiken nicht adressiert, keine CO2-Daten verfügbar

Rückfragen der Bank, schlechtere Bonitätsbewertung und mögliche Risikoaufschläge

Gute ESG-Ratings und Zertifizierungen

Positive Wirkung auf Nachhaltigkeitsrating der Bank

Unvollständige Governance-Strukturen

Reputationsrisiken, die das Risikoprofil erhöhen können


Dabei handelt es sich nicht mehr um freiwillige Zusatzinformationen, sondern um integrale Bestandteile der Risikoprüfung.

Wie Unternehmen sich jetzt vorbereiten können

Was früher nur große Konzerne beschäftigte, betrifft nun alle Unternehmen, die eine Finanzierung bei Banken anstreben. Denn Banken müssen laut EBA künftig systematisch prüfen, wie nachhaltig und resilient ein Unternehmen aufgestellt ist – auch bei kleineren Kreditvolumina.

Unternehmen, die attraktive Finanzierungskonditionen erhalten möchten, sollten proaktiv handeln:

  1. Basisdaten erfassen: Starten Sie mit einfachen KPIs wie Energieverbrauch, CO2-Ausstoß, Unfallstatistik oder Schulungsmaßnahmen.
  2. Transparente ESG-Datenbasis aufbauen: Halten Sie ESG-Maßnahmen schriftlich fest – auch wenn (noch) kein offizieller Bericht erforderlich ist oder führen Sie ein ESG-Reporting nach VSME oder CSRD ein.
  3. ESG-Risiken systematisch managen: Besonders Klima- und Reputationsrisiken sollten frühzeitig bewertet werden.
  4. Früher Dialog mit Finanzierern: Klären Sie, welche ESG-Daten erwartet werden, um Ihre ESG-Strategien proaktiv zu kommunizieren.
  5. ESG-Ratings und Nachhaltigkeitszertifizierungen prüfen: Standards wie EcoVadis, DNK oder EMAS können das ESG-Rating verbessern.
  6. Fördermöglichkeiten nutzen: Es gibt Programme, die speziell die ESG-Transformation von KMU unterstützen.

Ein konkretes Beispiel: der L-Bank Nachhaltigkeitsbonus

Der Nachhaltigkeitsbonus bietet Zinsverbilligung für Förderdarlehen bei Investitions-, Gründungs- und Wachstumsfinanzierungen. Voraussetzung ist, dass das Unternehmen eine CO2-Bilanz erstellt und eine Roadmap zur Emissionsreduktion vorlegt.
  • Zinsvergünstigung von bis zu 0,2 %
  • Zielgruppe: Jeder!
  • Kostenfreie Unterstützung bei Beantragung

Unsere Full-Service-Lösung: Wir bereiten alle nötigen Schritte für Sie vor – mit minimalem Aufwand Ihrerseits und direkter Kostenreduktion für Ihr Unternehmen. Ihre Nachhaltigkeit wird sichtbar und greifbar. Dadurch erzielen Sie zusätzlich einen Imagegewinn für Ihr Unternehmen.

Fazit

Die Integration von ESG-Kriterien in das Kreditgeschäft ist keine Zukunftsvision mehr, sondern regulatorische Realität. Mit der Umsetzung der EBA-Leitlinien wird die ESG-Leistung von Unternehmen ein zentraler Faktor für das Finanzierungsscoring. Wer sich frühzeitig mit den Anforderungen auseinandersetzt und Transparenz schafft, sichert sich nicht nur Wettbewerbsvorteile, sondern auch Zugang zu Kapital in einer zunehmend nachhaltigkeitsorientierten Finanzwelt.

Kontaktieren Sie uns gerne, wenn Sie Unterstützung bei der ESG-Datenerhebung, Berichterstattung, Bewertung Ihrer Finanzierungsfähigkeit im Kontext der neuen ESG-Richtlinien als auch Vorbereitung auf ESG-basierte Finanzierungsgespräche benötigen.

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Seit 2018 bin ich bei EurA als Nachhaltigkeitsberaterin tätig und verantworte seit 2020 den Dienstleistungsbereich mit derzeit 12 Mitarbeitenden. Parallel leite ich unsere seit 2024 akkreditierte Prüfstelle für Treibhausgasbilanzen und unterstütze als GHG-Gutachterin (EU Innovation Fund) sowie Expertin bei Green-Assist (EU LIFE) die Entwicklung nachhaltiger Investitionsprojekte. Nach meinem Chemiestudium an der Universität Jena promovierte ich im Rahmen eines DBU-Stipendiums zur Implementierung von Nachhaltigkeitskriterien in Forschung, Entwicklung und Lehre. Als Postdoc lag mein Fokus auf der ökologischen Bewertung chemischer und pharmazeutischer Prozesse. Nachhaltigkeit entlang des gesamten Lebenswegs von Produkten, Prozessen und Innovationen zu begleiten – von der Idee bis zum Markteintritt – gibt mir das Gefühl, Gutes zu bewirken. Ich schätze den inspirierenden Austausch mit Kunden und Partnern sehr. Privat bin ich gern in der Natur, lese oder genieße kulinarische Spezialitäten.
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