- Benjamin Raab
- 09.10.25
- 2 min
- Für KMU, Für Start-ups
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Marvin Gornik
Eine der umfassendsten Methoden zur Bewertung der Umweltleistung eines Unternehmens, vielleicht sogar das Non-Plus Ultra, ist ein Organisational Life Cycle Assessment (OLCA). Doch wie grenzt sich OLCA vom Corporate Carbon Footprint (CCF) ab? Und wann ist ISO 14072 oder der Organisational Environmental Footprint (OEF) sinnvoll?
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OLCA basiert auf den internationalen Normen ISO 14040/14044, die spezifische Anforderungen an die Durchführung einer LCA definieren. Die folgende Grafik zeigt, wie ein OLCA mit einer Produkt LCA, sowie einem CCF und PCF zusammenhängt:
Der Hauptvorteil eines OLCA gegenüber dem CCF nach GHG Protocol liegt in der ganzheitlichen Betrachtung, bei der neben CO2 auch weitere Umweltindikatoren wie der Wasserfußabdruck, die Rohstoffnutzung oder Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit berücksichtigt werden. So lässt sich ein sogenanntes „Burden-Shifting“ vermeiden – also CO2-Einsparungen, die auf Kosten anderer Umweltkategorien gehen. Eine Abgrenzung der beiden Umweltbewertungsmethoden zeigt die folgende Tabelle:
Kriterium | OLCA (ISO 14072 / OEF) |
CCF nach GHG Protocol |
Fokus | Ganzheitliche Umweltbewertung | Klimarelevante Treibhausgasemissionen |
Systemgrenze | Alle relevanten Umweltaspekte (Energie, Wasser, Ressourcen, Emissionen, etc.) | CO2-Emissionen entlang der Wertschöpfungskette |
Methodik | Life Cycle Assessment (LCA) | CO2-Bilanzierung nach Scopes 1, 2 und 3 |
Anwendungsbereich | Ganzes Unternehmen, inkl. Produktportfolio | Ganzes Unternehmen, inkl. Produktportfolio |
Ergebnis | Umweltprofil über mehrere Indikatoren hinweg | CO2e-Emissionen als zentrale Kennzahl |
Neben der ISO 14072 gibt es eine zweite bedeutende Methodik zur Umweltbewertung auf Organisationsebene: den Organisation Environmental Footprint (OEF) der EU-Kommission. Der OEF wurde entwickelt, um die Umweltwirkungen von Organisationen standardisiert und vergleichbar darzustellen. Während die ISO 14072 relativ viel Handlungsspielraum zur Bilanzierung lässt, gibt die OEF Methodik konkrete Vorgaben vor. Diese sind teilweise sehr explizit – so werden beispielsweise Sekundärdaten wie Energieverbräuche für Lagerung oder Transportdistanzen vorgegeben, wenn keine Primärdaten vorhanden sind. Dies dient im Allgemeinen der besseren Vergleichbarkeit der OEF Studien. Zusätzlich ist es das Ziel der EU-Kommission sogenannte Benchmark-Unternehmen je nach Branche in den Organisation Environmental Footprint Sector Rules (OEFSR) zu veröffentlichen, an deren Umweltauswirkungen sich die berichtenden Unternehmen messen können.
Kriterium | ISO 14072 | OEF (EU-Methode) |
Normativer Rahmen | Internationale ISO-Norm (ISO 14072) | EU-spezifische Methodik |
Zielsetzung | Umweltbewertung für interne und externe Zwecke | Vergleichbarkeit und Harmonisierung auf EU-Ebene |
Detaillierungsgrad | Flexibler, anpassbar auf Organisationen | Strikter definiert mit sektorspezifischen Regeln (OEFSRs) |
Regulatorische Relevanz | CSRD kompatibel, aber nicht explizit gefordert | Teil der EU-Nachhaltigkeitsstrategie |
Bilanzielle Unterschiede |
Investitionsgüter (Gebäude, Maschinen etc.) sollen über die Nutzungsdauer abgeschrieben werden. Allokation bei Re-use und Recycling sind wählbar nach open-loop oder closed-loop Recycling (ISO 14044). |
Investitionsgüter (Gebäude, Maschinen etc.) sollen in der Regel nicht mitbilanziert werden. Bei Re-use und Recycling: Anwendung der Circular Footprint Formula (CFF) ist erforderlich. |
Bewertungsmethode |
Die Bewertungsmethode und Wirkungskategorien können frei gewählt werden. |
EF 3.1 (Stand 2025) soll verwendet werden. Es sollen die Einzelergebnisse aller 16 Wirkkategorien, sowie normalisierte, gewichtete und der EF Single-Score ausgewiesen werden. |
Durch die detaillierte Betrachtung aller Umweltaspekte lassen sich Hotspots identifizieren, in denen Ressourcenverbräuche oder Emissionen besonders hoch sind. So können gezielte und effektive Optimierungsmaßnahmen ergriffen werden.
Immer mehr Investoren, Kunden und Regulierungsbehörden verlangen transparente Informationen über Umweltwirkungen. OLCA liefert belastbare Daten für Nachhaltigkeitsberichte und regulatorische Anforderungen wie die CSRD.
Durch die Analyse der gesamten Wertschöpfungskette können Unternehmen Einsparpotenziale bei Energie, Wasser oder Materialien erkennen und ihre Kostenstruktur optimieren.
Unternehmen, die ihre Umweltauswirkungen systematisch analysieren, können gezielt nachhaltige Produkte entwickeln und sich als Vorreiter in ihrer Branche positionieren.
OLCA kann helfen, rechtliche Anforderungen von morgen bereits heute effizient zu erfüllen. So wird bspw. auch der Wasserfußabdruck berechnet, eine Größe, die neben dem CO2-Fußabdruck an immer höherer Bedeutung gewinnt.
Das Organisational Life Cycle Assessment (OLCA) bietet eine ganzheitliche und datenbasierte Methode zur Umweltbewertung von Unternehmen. Im Vergleich zum Corporate Carbon Footprint (CCF) nach GHG Protocol betrachtet OLCA nicht nur CO2-Emissionen, sondern auch weitere Umweltaspekte.
Die Wahl des richtigen Standards für das Organisational Life Cycle Assessment hängt von den spezifischen Anforderungen Ihres Unternehmens ab. Wenn Ihr Unternehmen global tätig ist und eine umfassende Umweltanalyse mit größerem Handlungsspielraum wünscht, könnte die ISO 14072 die bessere Wahl sein. Wenn Sie hingegen in der EU tätig sind und den ökologischen Fußabdruck gemäß EU-Vorgaben analysieren möchten, bereits heute auf mögliche zukünftige EU-Vorgaben zur Veröffentlichung von Umweltkennzahlen vorbereitet sein wollen und sich mit anderen europäischen Unternehmen in Ihrer Branche vergleichen möchten, ist der OEF der EU die geeignete Option.
Egal, für welchen Standard Sie sich entscheiden – ein OLCA liefert Ihnen wertvolle Informationen, um die Nachhaltigkeit Ihres Unternehmens zu steigern, die Umwelt zu schonen und sich als verantwortungsbewusster Marktakteur zu positionieren.
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Marvin Gornik
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